Galerie.Z
   

Sebastian Koch
„schwindel“

Ausstellungseröffnung              Donnerstag 10. September 2020 | 19:30
Der Künstler ist anwesend                  

Margot Prax im Dialog mit Sebastian Koch

Ausstellungsdauer                    10|09|2020 - 10|10|2020


Wenn Linien spazieren gehen

Mit Sebastian Koch nimmt die Galerie.Z in Hard das Ausstellungsprogramm, das durch die coronabedingten Turbulenzen, unterbrochen worden ist, wieder auf. Es fügt sich ausgesprochen gut, dass diese Aufgabe einem Künstler mit Witz und entspannter Distanziertheit zur teils überstrapazierten Intellektualisierung im Kunstbetrieb zukommt.

Mit ernsthafter Leichtigkeit

Nach einem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien diplomierte er 2012 bei Prof. Gunter Damisch, bei dem er die Klasse Graphik und Druckgraphische Techniken besuchte.

Um Kunst einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, gab er mit einer Gruppe Gleichgesinnter bereits während der Ausbildung die Comic-Zeitschrift „Franz The Lonely Austrionaut“ heraus. Auch in der Werkserie “meatmouse” führt die Beschäftigung mit Comics zu Walt Disney und seinem ihm eigenen Pinselstrich. Nach wie vor fasziniert ihn dessen Fähigkeit, Linien zu einer „goofy motion“ zu verbiegen, damit slapstickartige Bewegungen zu simulieren und gleichzeitig in sehr präziser Manier klare Konturen zu formen.

Dieselbe Raffinesse, Verspieltheit und Materialsensibilität in Einklang mit
einer Formensprache der Minimal-Ästhetik zeichnen auch Sebastians Kochs vielschichtiges Werk aus. Die den Arbeiten innewohnende Leichtigkeit, deren hohe künstlerische Ausprägung und exakte Ausführung einem kundigen Personenkreis augenfällig erscheint, entspricht seinem von Inspiration getriggerten Zugang. „Meine Formfindung kommt nicht notwendigerweise von einem konzeptuellen Gesichtspunkt, mehr von einem inspirativem“, beschreibt der Künstler seine Methode.

Bekenntnis zur Vagheit

Inspiration bezieht er aus allen Arten von real existierenden Formen und die damit verbundenen Gefühle. Die Erinnerungen daran re-interpretiert und filtert er, um sie in etwas schon bestehendes Erinnertes zu transformieren. Verändert hat sich allerdings das Erscheinungsbild zu vage und unbestimmt. Neben der Uneindeutigkeit und Unbestimmtheit nennt Sebastian Koch den Humor als essentielle Zutat in der Kunst. Denn damit einher geht das Lachen. „Es sorgt dafür, dass wir uns reflexartig öffnen und uns im Kern als Menschen entfalten“, ist er überzeugt.

In Anbetracht der tänzelnden, umschmeichelnden, mäandernden, verschlungenen, drängenden und drückenden Linien, die sich in den unterschiedlichsten Konstellationen und Konzentrationen auf Sebastian Kochs Bildern tummeln, trifft dies eindeutig zu. Wir nehmen die Linien zwar als Zeichen wahr, aber anstatt einer konkreten Zuordnung stellt sich nur eine Vermutung ein. Und das obwohl die Linien eine völlig klare Form einnehmen.

Die Lust am Spiel

Dieses Spiel, das in seiner Gewitztheit schon hinreichend verblüfft, setzt der Künstler in der Vielfalt des Materialeinsatzes und seines speziellen Umgangs damit fort. Wuchtige Schaukästen aus Holz, edle Vitrinen aus gebogenem Glas, Zettel aus ehemaligen Geschäftsunterlagen wie etwa von einem Fachgeschäft für Fleischereibedarfsartikel oder lapidare Einlageblätter für Büroordner, dafür findet Sebastian Koch eine ebenso passende wie originelle Verwendung.

Lustvolle Auseinandersetzungen mit unterschiedlichen Themen und Bereichen scheinen den vielseitigen Künstler anzuziehen. So verwundert es nicht, dass er auch als Sänger und Musiker aktiv ist. Der Titel einer Ausstellung „ a one, a two, a one two three four“ verweist auf diese Beschäftigung, scheint zudem aber auch Programm für sein gesamtes Künstlerleben zu sein.




Sebastian Koch
ohne Titel
2020
32 x 15 cm
Tusche auf Papier
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